Wenn du einen NFL-Fan fragst, wie der American Football zu seinem Namen kam, passiert Erstaunliches. Häufig stockt das Gegenüber, und eine klare Antwort auf die vermeintlich simple Frage gibt es selten. Schließlich erscheint es erstmal komisch, dass der Sport übersetzt Fußball heißt, obwohl nur Kicker und Punter den Ball mit dem Fuß kicken, während der Quarterback den Ball wirft und die restlichen Spieler (zumindest die, die den Ball überhaupt haben dürfen) ihn mit den Händen übers Feld tragen. Die Antwort ist aber so einfach wie genial: Der Football ist genau ein Foot (Fuß) lang.
Doch American Football wäre nicht American Football, wenn es so einfach wäre. Eine weitere zulässige Theorie besagt, dass es Football heißt, weil das Spiel zu einer Zeit, in der viele Sportarten noch auf dem Pferd ausgetragen wurden, ganz simpel zu Fuß gespielt wird. Beides charmante Antworten und vor allem nützliches Wissen für die NFL Frankfurt Games 2023 im November.
Diese und andere hochinteressante Themen standen beim NFL Rules & Tactics Event von Touchdown Frankfurt im ProfiCamp von Eintracht Frankfurt im Mittelpunkt. Nach der Eröffnung durch Julien Zamberk, Managing Director bei der Eintracht Frankfurt Stadion GmbH, führten Moderator Jochen Stutzky und der ehemalige ELF-Quarterback Jan Weinreich als Experte – er war bis 2023 unter anderem für die Cologne Centurions und Stuttgart Surge aktiv und hatte im September 2023 sein Karriereende verkündet – durch den Abend. Das Ziel war klar: Einem Publikum mit unterschiedlichem Niveau an American-Football-Wissen den Sport und die Taktik näherzubringen und sie dafür zu begeistern.
Statt sich lange mit den Basics des Spiels auseinanderzusetzen, ging es schnell zur Sache. Immer im Hinterkopf das wichtigste Ziel in diesem Vollkontaktsport: der Raumgewinn. Der 26-jährige Ex-Quarterback erklärte auf der Bühne nun Passkonzepte und Positionen, Begriffe wie Mann- und Zonendeckung machten die Runde und auch die Gedankengänge des Quarterbacks (welcher Read der richtige ist) wurden für das Publikum auseinandergenommen und mit Hilfe von Videomaterial und Taktiktafel erklärt. Doch wer jetzt denkt, das Abtauchen in die Theorie des American Footballs zu abendlicher Stunde hätte die Zuschauer ab- oder gar verschreckt, der hat sich getäuscht.
Die Zuhörer durften immer wieder interaktiv mit neu erworbenem Wissen glänzen, die Zahl der Nachfragen nahm im Verlauf des Events stetig zu. Das Interesse war definitiv geweckt. Ob mit Analogien zum Fußball (ein Punt ist quasi auch nur ein Befreiungsschlag) oder mit gelungenen Anekdoten (bei Fußballspielen in den USA kam es schon mal vor, dass die US-Zuschauer jubelten, wenn der Schuss über das Tor hinweg ging, weil sie vom Football gewohnt waren, dass Field Goals Punkte wert sind) – Moderator und Experte hatten das richtige Gefühl für ihre Gäste.
Am Ende des Abends stand dann das kleine, aber feine – mit dem Publikum in Interaktion entwickelte – eigene Playbook mit Spielzügen und Handzeichen. Ob Codewörter unter Verwendung von Eintracht-Spielern oder andere Gedankenstützen, Tipps gab es vom Ex-Quarterback genug. Und da alle Anwesenden mit am Playbook gearbeitet hatten, war die Zufriedenheit groß.
Was jetzt in Eventform funktioniert hat, ist natürlich auch in den kommenden zwei Wochen das große Ziel der NFL Frankfurt Games 2023. Die Massen in den Bann ziehen, die Freude am American Football an so viele Menschen wie möglich vermitteln und den Sport nachhaltig und langfristig in der Stadt mit der großen Football-Tradition weiter verankern. Denn im Herzen von Europa ist nicht nur für den Fußball, sondern auch für den American Football Platz – das hat der Abend mal wieder eindrucksvoll bewiesen.